CD Folge 8 – Die Musik von Viktor Weimer

Beste Banden Bewunderer!

Viktor Weimer

Heute stellen wir Euch einen weiteren Mitstreiter der aktuellen Produktion vor, nämlich den Komponisten der Ferienbande-Musik: Viktor Weimer.

Viktor Weimer ist verantwortlich für die Musik bei allen Ferienbande CDs (mit Ausnahme von Teil 4). Er arbeitet als freischaffender Musiker, insbesondere für Hörspiele, Computerspiele und Synthesizer-Sound-Design und umgibt sich auch privat gerne mit Geräusche-erzeugendem Equipment. Seine Musik hat den Sound der Ferienbande Hörspiele maßgeblich geprägt und wir fühlen uns geehrt, dass er auch beim aktuellen Dreiteiler wieder mit dabei ist. Eine Auswahl seiner Musik (u.a. auch die Ferienbande Soundtracks in ganzer Länge) kann man auf seiner Soundcloud Seite geniessen.

Hier gibt es einen exklusiven Preview einer neuen Zwischenmusik aus „Die Ferienbande und der krass üble Rächer – Teil1“: „Return of the Bad Weeds“

Fünf Fragen an Viktor Weimer

(1) Du hast die Musik für fast alle Ferienbande Hörspiele gemacht. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Kai & Sven?

Ich hatte vor der Ferienbande schon einige Male mit Kai und Sven gearbeitet, als sie noch kurze schnelle Radio-Comedy-Serien gemacht haben. Die beiden kannte ich aus der Schule. Sie wussten, dass ich Musik mache, ich wusste, dass sie sich schon immer Hörspiele ausdachten und damals gerne, befreit von den Ketten eines festen Drehbuchs, drauf los improvisierten. Ich wollte Computerspiele vertonen und meine Musik war bis dahin eher düster und actionlastig, mit kurzen, fröhlichen, einprägsamen Jingles hatte ich nichts am Hut. Die ersten Radio-Jingles waren also noch holprig, aber der für die Ferienbande war angenehm „catchy“. Als die Ferienbande zu einer größeren Hörspiel-Serie gemacht wurde, konnte ich mich am ersten Hörspiel stilistisch auszutoben und wollte die Aufregung und Farbigkeit einer Heile-Welt-Kindheit schaffen.

(2) Deine Musik ist in gewisser Weise eine Hommage an die Original Europa Hörspiel Musik von Carsten Bohn. Hast du Erinnerungen an die Musik aus den Hörspielen als Kind?

Die Musik, die Carsten Bohn damals für die Europa-Hörspiele produziert hat, ist sehr besonders. Sie ist funky, melodiös, sehr atmosphärisch und energisch, sie paart fröhliche, kindliche Leichtigkeit mit etwas härteren und teilweise schrägen 70er-Soundtrack-Grooves. In meinem Kinderkopf hab ich damals sicher andere Worte gewählt, aber ich empfand das als sehr intensiv, sehr aufregend beim Hören. Klar, wie viele Musikbegeisterte habe ich sehr viele „Helden meiner Kindheit“, deren Musik mich sprachlos gemacht und mir endlose Freude bereitet hat. Seinen Namen habe ich erst vor zehn Jahren erfahren, aber Carsten Bohns Musik war für den kleinen Viktor ein absoluter Hochgenuss.

(3) Wie näherst du dich einem neuen Ferienbande Soundtrack? Was sind die Schritte?

Jeder Ferienbande-Soundtrack muss für mich bunt, energiegeladen und abwechslungsreich sein, und die Arbeit muss mich auch fordern. Ein Ferienbande-Soundtrack beginnt in meinem Kopf, sobald Kai mir von der Planung einer neuen Folge erzählt, inkl. verschiedener Story-Ideen. Anfangs sind es nur stilistische Möglichkeiten, die ich erwäge. Ein HipHop-Soundtrack? Alles auf einem Trumscheit gespielt? Ich entscheide mich dann für eine Richtung und kippe das Ganze später noch mehrere Male um. Ich will ja auch, dass es nach Ferienbande klingt, aber etwas Neues zeigt. Mir fällt das nicht leicht, es gibt zu viele Fallen. Beim Komponieren solcher Soundtracks gibt es die lauernde Gefahr, Stile zusammenzukleben wie Abziehbilder, ich will also nicht zu generisch werden.
Meist sammle ich Ideen, haue auf jedes Instrument, pfeife vor mich hin, und irgendwann habe ich zehn bis zwanzig kleine Skizzen, die ich spannend finde, die einen Charakter haben. Zwischendurch lese ich auch das Skript und mache mir Notizen, oft gibt es auch Vorschläge von Kai, Sven oder Katrin. Diesen Brei aus stilistischen Erwägungen, Skizzen, Skriptnotizen und Vorschlägen des Teams lasse ich ein bisschen durchziehen.
Die Interludes, also die Szenentrenner, sind die Hauptsache, da geht ca. 80% der Arbeit rein, dafür frage ich oft befreundete Musiker und nehme sie auf. Jeder, der ein Geräusch beitragen kann, landet auf dem Soundtrack, und es wenn es nur Quaken, Kreischen oder Klatschen ist. Mich macht das sehr glücklich.

(4) Welche Instrumente und Programme verwendest du? Wieviel ist live, wieviel kommt aus der Konserve?

Ah, der Geek-Abschnitt! Ich habe meine Recording-Software gewechselt vor dem neuen Soundtrack, bin von CUBASE auf REAPER umgestiegen, weil REAPER sehr effizient mit Plug-Ins umgeht und generell ein sehr schlankes Programm ist. Der erste Ferienbande-Soundtrack ist noch mithilfe von Roland- und Ensoniq-Workstations, vielen Plug-Ins (IKM Sampletank und NI Kontakt) und Sample Libraries entstanden. Irgendwann überkam mich aber der Wunsch, mich stärker mit den Klängen in der Musik identifizieren zu wollen, es sollte auch weniger plastikhaft klingen.
Beim neuen Soundtrack sind orchestrale Klänge (von Spitfire Audio und EastWest, wen das interessiert) und viele Bläser mit Libraries entstanden, der Rest ist fast komplett live aufgenommen worden. Rhodes, Gitarre, Schlagzeug, Geige, Mundharmonika, Kontrabass, Flöte, Klavier, Akkordeon und (kaum hörbare) Stimmen sind von Freunden und mir eingespielt worden. Ich bin kein Tontechniker, und das war für mich eine echte Herausforderung.

(5) Wodurch zeichnet sich der Soundtrack zum neuen Ferienbande Dreiteiler aus?

Der Soundtrack besteht aus sehr leichten, jazzig-swingenden Interludes, durch die man beim Hören „auf Trab“ kommen soll, denn trotz aller heftigen Elemente in der Story geht es hier um die Ferienbande. Diese Interludes klingen auch mehr als je zuvor nach Live-Musik, nach einer Band bzw. nach Musikern im Studio, was sie ja praktisch auch waren. Und im krassen Gegensatz stehen die ständigen tiefen Staccato-Orchesterklänge, die dem Hörer zum Erschrecken ins Ohr brüllen, die klar machen sollen, dass es brutal zugeht in der Story, und das echte Gefahr besteht.
Letzten Endes hat dieser Kontrast zwischen den leichten und den schweren Klängen auch etwas Comichaftes, weil es so extreme Farbunterschiede sind. Das ist hier viel stärker vertreten als bei früheren Hörspielen, die mehr aus einem Guss waren.