Im Portrait: Winfried Rimbach-Sator

Winfried Rimbach-Sator hat nicht nur einen tollen Nachnamen, sondern übernimmt ab Die Ferienbande und der krass üble Rächer – Teil 2 federführend die Musikkomposition und Produktion bei der Ferienbande (auf CD und live). Hier lernt ihr ihn kennen.

Winfried Rimbach-Sator

(1) Wenn du nicht gerade für die Ferienbande musizierst, mit welchen Projekten beschäftigst du dich sonst?

Im Moment bin ich viel mit IMA KYO unterwegs (www.imakyo.com), das ist ein Jazzquartett mit Sängerin und Elektro/Hiphop-Einflüssen. Ich spiele mit Space Debris frei improvisierten Krautrock auf Festivals (www.spacedebrisprojekt.de), mit den Döftels Disco-Rock (www.doeftels.de) und… mein Baby ist H1sc0re, eine Videospiel-Coverband bei der auch Franz Stüber (Sax) und Jolly Reinig (Geige) mitwirken, die mich bei der Ferienbande unterstützt haben. (www.h1sc0re.com)

Zwischendrin gebe ich Klavierunterricht, spiele mit Coverbands und als Nächstes folgt ein riesiger Auftritt mit Mine (www.minemusik.de), bei dem auch Großstadtgeflüster und Edgar Wasser und Bartek von den Orsons und viele weitere mit dabei sind. Da freu ich mich sehr drauf.

(2) Was war die besondere Herausforderung bei der Musik für die Ferienbande-Hörspiele?

Ich würde sagen… die Balance zu finden zwischen Humor und Funktion, zwischen Synthies und echten Instrumenten, zwischen 80s und Heute… alle diese Entscheidungen.
Zuerst fand ich die Vorstellung etwas Respekteinflößend, mitten in der Trilogie vom „krass üblen Rächer“ vorgegebene Fußstapfen auszufüllen und die Herztransplantation am laufenden Motor vorzunehmen. Aber die Kommunikation mit dem Rest der Bande war traumhaft, sodass das ganze am Schluss dann sehr organisch abgelaufen ist.

(3) Wie hast du die Musik entwickelt?

Es stellt sich ja immer die Frage, ob man sich von Sounds inspirieren lässt oder ob man am Klavier die Linien schreibt und dann nachträglich instrumentiert.
Da gibt’s auch kein Richtig und Falsch, da muss man der ersten Idee vertrauen und schauen wo sie dich hinbringt.

Ich habe also erstmal den Moog und das Waldorf Streichfett angeschmissen, BÄÄM 80er! Der Rest kommt dann durch nächtelange, schweißtreibende… ähh, ich meine natürlich von selbst. Der Rest kommt dann von selbst!

Und dann ruf ich meine ganzen Freunde an und fordere Gefallen ein oder verpflichte mich zu unmoralischen Dienstleistungen, dafür dass sie bei mir mitspielen.
Wenn man Leute hat, denen man sagen kann, „ehm… also… da brauch ich ein Saxophonsolo und das soll so klingen als wäre man gerade aus einem SPOILER SPOILER SPOILER SPOILER geSPOILERt worden“, und die machen das ohne mit der Wimper zu zucken… Festhalten! Pures Gold, solche Leute!

Ich schreibe und arrangiere zu Hause und hab da ein kleines aber funktionsfähiges Studio. Danach lasse ich normalerweise alles nochmal bei Medienproduktion 2.0 durch die Mastering-Mangel drehen. Mit dem Tobi arbeite ich schon lange zusammen und wir ergänzen uns gut – Wenn man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht, ist jemand mit einer Kettensäge oft eine große Hilfe. Oder mit Skalpell und Lupe. Je nachdem.

Inspiration waren neben den Oldschool-3-Fragezeichen-Soundtracks von Carsten Bohn auch die Arbeitsweise von Deadmau5 (eher so Elektro) und Desasterpeace (eher so 8-Bit) und Diego Stocco (eher so Soundtrack zu Sherlock Holmes mit Hans Zimmer auf selbstgebauten Instrumenten).

(4) Bist du auch mit den Jugendhörspielen aufgewachsen? Hast du ein besonderes Verhältnis zu der Musik in den Hörspielen?

Wir waren früher öfter mal mit der Familie Urlaub in Südengland machen und sind die 1000+ Kilometer mit dem Auto gefahren – da waren dann natürlich die Hörspielkassetten in der Dauerschleife dabei und haben sich ordentlich eingebrannt!
Dann hab ich neben Johanna Steiner in Mathe gesessen. Die ist ja mittlerweile eine erfolgreiche Hörspiel- und Hörbuchregisseurin – aber bei einer ihrer ersten Produktionen mussten noch so Leute wie ich die Nebenrollen übernehmen. Und… uns erklären lassen das es „Fünf“ heißt und nicht „Fümpf“. Durch sie habe ich dann mitbekommen wie legitim diese Kunstform ist und wie sehr das den Zahn der Zeit trifft.

Ich finde es ja generell super, wenn Musik hilft, die Geschichte zu erzählen. Und wenn’s eben nicht einfach irgendwas aus der 5-Euro-Library ist. Sondern wenn man sich gegenseitig inspirieren kann. Filmmusik ist natürlich eine große Nummer, aber bei Hörspielen hast du eben als Musiker auch mal den uneingeschränkten Fokus. Das ist auch was Feines.

(5) Mit wem, was oder wie würdest du unbedingt gerne mal arbeiten?

Ich würde gerne mal für ein schräges Indie-Computerspiel die Musik machen. Sowas wie Machinarium oder FEZ. Bei dem die Musik live und abhängig von der Situation errechnet wird und wenn man die Wände einreißt dann klingt eben auch der Hall anders.
Generell alles bei dem man völlig abstruse Geschichten erzählen kann und Soundtracks erstellen für Situationen, die jenseits vom Alltäglichen sind. – Obwohl… da bin ich bei der Ferienbande glaub ich schon ganz gut aufgehoben…